Buchempfehlung Mit kleinem Gepäck


Mit kleinem Gepäck auf Reisen um die Welt. Skurril, Persönlich, manchmal traurig aber viel Reiselustiges – grundsätzlich stimmt der Klappentext von Tamina Kallerts „Mit kleinem Gepäck“ und verspricht ein spannendes Buch voll mit Geschichten von Reisen.
Größtenteils stimmt das auch alles. Allerdings mit einem etwas anderen Blickwinkel. Tamina Kallert ist Moderatorin für Reisesendungen, hauptsächlich beim WDR und beruflich viel unterwegs. Und über ebendiese Reisen berichtet sie in ihrem Buch. 



Es geht um das Unterwegs sein, das Team, ihre eigenen Eindrücke und einige kleine Details. Auch interessante Fakten fließen ein, wie zum Beispiel zur Kleidung, zur Licht- und Kameratechnik oder zur Entstehung der Sendungen.
Aufgelockert sind die Schilderungen durch Erzählungen von kleinen Missgeschicken, die dann doch noch zum Guten abgewendet werden konnten, Konflikte im Team und anderen Herausforderungen. Letztendlich aber immer wieder mit einem positiven Ausgang. 

„Mit kleinem Gepäck“ ist nicht an einem einzigen Land fest gemacht, nicht chronologisch geordnet sondern setzt sich aus Sinnzusammenhängen zusammen, die aber teilweise schwierig nachzuvollziehen sind. Den Lesefluss stört es grundsätzlich nicht, nur beim Blick auf das Gesamtbild erscheint es etwas merkwürdig. 

Insgesamt habe ich eine ziemlich geteilte Meinung was „Mit kleinem Gepäck“ angeht. Einerseits ist der Schreibstil interessant, locker und leicht zu lesen und auch die Reisen werden teilweise detailliert beschrieben. Andererseits ist es dann doch einiges, was an Fernseh-Details dazukommt, die nicht der Grund sind, warum ich das Buch lesen wollte. Zwar versucht Tamina Kallert den Bezug zum Titel zu ziehen, dass sie ja so flexibel und immer woanders ist. Realitätsnah ist das aber wohl nur für sehr wenige andere Menschen. 

Mir liegt der Fokus somit zu wenig auf den Reisen selbst, was wirklich schade ist. Somit hat der Roman meine Erwartungen nicht erfüllt, ist aber auch definitiv kein Buch, was ich nicht weiterempfehlen kann, nur muss man eben wissen, worauf man sich einlässt. 




Buchempfehlung Davonfliegen



Es sind schreckliche Geräusche, die Anna aus dem Nachbarhaus hört und noch schrecklichere Dinge, die sie durch die Hecke im Nachbargarten sieht. Die Familie, die gerade neu dort eingezogen ist, erscheint zwar auf den ersten Blick ganz normal, Vater, Mutter, Tochter, doch Anna bekommt schnell mit, dass etwas nicht stimmt. 



Immer öfter hört sie die Tochter der Familie, Charlie, schreien, sieht, wie sie vor ihrem Vater wegrennt und entdeckt Bisswunden und schwarzblaue Flecken auf der Haut des Mädchens. Und an einem Abend erträgt sie es nicht mehr. Nach mehreren Anrufen beim Jugendamt schnappt Anna sich das Mädchen und flieht mit ihr in die Berge, außerhalb der Zivilisation. Dort will sie erstmal nur für eine Weile untertauchen und abwarten. Das war jedenfalls der erste Plan…

Der Roman „davonfliegen“ von Sarah Armstrong spricht ein Thema an, das immer noch viel zu sehr tabuisiert wird. Immer noch wird vor häuslicher Gewalt die Augen verschlossen und abgewinkt, wenn es um das Ausmaß geht. Umso sehr geht es unter die Haut, zu lesen, wie Anna durchgreift und sich bemüht, zu helfen. Die Geschichte von Anna und Charlie ist wundervoll und traurig zugleich. Denn auch wenn Anna mit ihrer Flucht Charlie im ersten Moment hilft, ist es dennoch Kindesentführung, was sie tut und obwohl es so richtig scheint, wirklich verboten. 

Beim Lesen von „davonfliegen“ wurde dieser Konflikt besonders deutlich und Sarah Armstrong hat ein Buch geschrieben, das die Thematik sanft und doch mit der nötigen Dringlichkeit herüberbringt. Das Lesen fällt leicht, die Sprache ist einfach und schön, es kommen nur immer wieder Gedanken über den Hintergrund des Buches. 

Ich kann „davonfliegen“ auf jeden Fall weiterempfehlen, ein schönes Buch mit traurigem Thema, das dennoch oder vielleicht gerade deswegen unbedingt lesenswert ist!

Hier der Link zum Buch: